Viele Patienten, die zu Ihnen kommen um ein Reizdarmsyndrom behandeln zu lassen, haben mit grosser Wahrscheinlichkeit bereits viele Möglichkeiten (z.B. Anpassungen der Essgewohnheiten, spezielle Diäten, Änderungen der Lebensweise, ...) ausprobiert um ihre Symptome zu lindern.
Unter
„Hilfreiche Tools zur IBS-Behandlung“ finden Sie diverse Anregungen wie Sie Ihren Patienten helfen können, ohne Medikamente verschreiben zu müssen.
Falls diese Massnahmen allerdings keinen Effekt zeigen beziehungsweise kein zufriedenstellendes Resultat erreicht werden kann, empfiehlt es sich (zusätzlich) eine medikamentöse Behandlung einzuleiten. Die Medikamentengabe wird individuell auf jeden Patienten angepasst. Oft reicht ein einzelnes Medikament nicht aus und es muss ausprobiert werden, was am wirksamsten und am besten verträglich ist.
- Bauchschmerzen oder Krämpfe
Krampflösende Mittel → Entspannung der Muskeln im Verdauungstrakt
(z.B. Pfefferminzöl, Metixen, Scopolaminbutylbromid oder Mebeverin)
Schmerzlindernde Mittel → Diese Medikamente wurden ursprünglich zur Behandlung von Depressionen (Trizyklische Antidepressiva wie Amitryptilin, Trimipramin, SSNRI wie Venlafaxin) entwickelt. In geringen Dosen eingesetzt, wirken sie insbeondere auf das enterische Nervensystem mit positiver Entwicklung auf die Schmerzwahrnehmung. Eine Behandlung sollte für mindestens 6 Wochen erfolgen, bevor eine fehlende Wirkung konstatiert werden kann.
- Verstopfung
Abführmittel → Der Stuhl wird weicher und die Entleerung wird dadurch erleichtert.
(Quellstoffe (Sterculia) und osmotische Laxantien (Polyethylenglykolderivate) sind längerfristig besser verträglich. Senna und Bisacodyl sind bei längerer Anwendung schlechter verträglich.)
Linaclotid ist für die behandlung des IBS-C zugelassen und bessert sowohl Stuhlfrequenz und Konsistenz, wie auch abdominelle Schmerzen.
- Durchfall
Antidiarrhoica → Vor Einsatz einer Medikation muss die Ursache der Diarrhöe besser eingeordnet werden. Bei FODMAP-Sensitivität sollte eine entsprechende Ernährungsberatung versucht werden. Der Stuhl wird verfestigt, indem der Transport durch den (Dick-)Darm verlangsamt wird und so mehr Wasser entzogen werden kann.
Da sich bei IBS-Patienten häufig eine Gallensalzsensitivität finden lässt, ist ein Therapieversuch mit Cholestyramin (initial auf die Nacht getrennt von anderen Medikamenten geben) lohnenswert. Eine Behandlung durch Serotoninrezeptormodulatoren (Ondansetron) hat ebenfalls eine Wirkung auf die intestinale Transitzeit.
Loperamid hilft bei chronischem Durchfall; Schwarztee, Kohle, Heidelbeeren, Himbeer- und Brombeerblätter können ebenfalls ausprobiert werden.
- Blähungstreibende Mittel
Blähungen bedürfen primär einer besseren Charakterisierung. Geht es um Windabgang oder um abdominelle Distension oder Beides? Auch hier sollte eine Nahrungsmittelunverträglichkeit (FODMAP) diskutiert werden und gegebenenfalls angegangen werden.
Zusätzlich können z.B. die Antischaummittel Simeticon oder Dimeticon, sowie verschiedene gut wirksame pflanzliche Mittel (wie z.B. Pfefferminz, Anis, Fenchel, Kümmel) eingesetzt werden.
- Weitere Medikamente
Probiotika, wie Bifidobakterien, können den Aufbau einer gesunden Darmflora unterstützen. In der Schweiz sind nicht alle Präparate über die Krankenkasse erhältlich, die eine gute Wirkung zeigen (VSL-3, Symbio-Lact).